Sie kennen sicher den weisen Spruch: «Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken», der Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben wird. Wie bei gutem Wein geht es auch in unserem Fach – der operativen Versorgung von schmerzenden Kniegelenken – im Grunde um Lebensqualität.
Als orthopädischer Chirurg bin ich zuständig für die Verbesserung der Lebensqualität. Das beinhaltet im Idealfall die sportliche Belastbarkeit und bei berufstätigen Patienten manchmal die Erhaltung oder Verbesserung der Arbeitsfähigkeit.
Eine Kniegelenksarthrose entwickelt sich normalerweise über Jahre, also eher langsam. Im Lauf dieses Prozesses geht es anfänglich darum, mit nichtoperativen Methoden die Situation lebenswert zu erhalten. Das lässt sich mit gezielter Physiotherapie erreichen, mit Medikamenten als Tabletten oder Injektionen ins Gelenk.
Mit diesen Massnahmen verschaffen Sie sich Zeit: Zum einen, um sich mit den neuen Umständen auseinanderzusetzen. Dazu gehört, sich an den Gedanken an eine kommende, grössere Operation zu gewöhnen. Zum anderen geht es aber auch darum, Zeit zu Gunsten der verwendeten Knieprothese zu gewinnen. Auch die Knieprothese hat als Ersatzteil, was sie ja eigentlich ist, keine unbegrenzte Lebensdauer – wie alles Menschengemachte.
Erfahrungsgemäss ist irgendwann der Moment da, in dem das biologische Gleichgewicht kippt, die Schmerzen deutlich zunehmen, die Belastbarkeit abnimmt und das schmerzhafte Kniegelenk in Ihrem Leben schlicht zu viel Kapazität beansprucht. Das ist der Augenblick, in dem wir einander kennenlernen sollten.
Wenn die Schmerzsituation entgleist und alle bis dahin bewährten Hausmittel nicht mehr helfen, ist Ihnen die Hoheit über Ihr Timing abgenommen worden. Dann hat Sie der Schmerz im Griff. Ideal wäre hingegen, das Timing selbst zu bestimmen und in Ruhe den Eingriff und die dazugehörende Erholungsphase planen zu können.
Daher ist der folgende gedankliche Zugang zum Thema vielleicht ganz elegant: Das Leben ist zu kurz für ein immer wieder irritiertes und irritierendes, schmerzendes Kniegelenk. Und vergessen Sie nicht: Ihr Leben ist endlich, geht es nicht darum, die vergönnte Zeit so gut wie möglich zu geniessen?
Und sollte dazu ein Glas Wein gehören, geniessen Sie auch dieses, aber bitte ein gutes!
Mit besten Grüssen
Prof. Dr. Markus P. ARNOLD und Team